Die Erfahrungen in den meisten Schulen, die sofort integrieren, zeigt, dass die Aufnahme in bestehende Klassenverbände der bessere Weg ist. An meiner Gesamtschule verfahren wir so, dass die neuen Schüler*innen in eine bestehende Klasse integriert werden – dort kümmern sich Mitschüler*innen um sie, zeigen ihnen die Schule, helfen ihnen so gut es geht beim Einleben, meist mit Händen und Füßen oder mit einigen Englisch-Brocken.
Täglich besuchen die neuen Schüler*innen vier Stunden lang einen Deutsch- Intensivkurs (max. 15 Teilnehmer*innen) und kehren danach in ihre Klasse zurück. Natürlich verstehen sie im Fachunterricht zunächst nicht viel; sie erleben eine „Sprachdusche“. Wir sind aber immer wieder erstaunt, wie schnell ansatzweise Kommunikation zwischen den Schüler*innen gelingt. Großes Glück hat unsere Schule, weil wir einen Lehrer haben, der ukrainisch spricht und so eine Anlaufstelle für die neuen Schüler*innen ist. Es gibt aber auch Mütter aus der Ukraine, deren Englisch so gut ist, dass sie als Vermittlerinnen zwischen – nicht nur ihren eigenen – Kindern und der Schule wirken können.
So zielgerichtet im Spracherwerb das Modell der Willkommensklassen sein mag - es muss vom Ende her kritisch betrachtet werden. Was passiert nach einem oder zwei Jahren? In der Regel werden die geflüchteten Kinder dann erst auf Klassen oder – im schlimmsten Fall – auf andere Schulen verteilt und der Prozess des Sich-Einlebens in eine fremde Umgebung beginnt erneut. Diese doppelte Eingewöhnung sollten wir allen Kindern ersparen!
Uli Pieper, Integrationsbeauftragter an der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule Bochum