Die Entscheidung der Landesregierung, an den Abiturprüfungen festzuhalten und sie um drei Wochen zu verschieben, ist aus Sicht der GEW NRW angesichts der Verabredungen in der Kultusministerkonferenz (KMK) richtig in der derzeitigen Krisensituation, um die bundesweite Anerkennung des NRW-Abiturs zu sichern. Sowohl die Schüler*innen als auch die Lehrer*innen stellen die Abiturprüfungen 2020 jedoch vor größtmögliche Herausforderungen. Hier sind unkonventionelle Lösungen gefragt.
„Die Verschiebung der Abiturprüfungen erfordert aus Sicht der GEW, dass der größeren Belastung der Lehrer*innen Rechnung getragen wird“, sagte die Vorsitzende der GEW NRW, Maike Finnern, heute in einer ersten Reaktion auf die Ankündigungen Gebauers. Korrekturtage ohne eigenen Unterricht seien ein sinnvolles Instrument um der Arbeitsverdichtung Rechnung zu tragen.
Die GEW-Vorsitzende erinnerte zudem daran, dass einige Bundesländer nach der Umstellung auf G 8 nach den ersten Prüfungen im verkürzten Bildungsgang, im Nachhinein die Bewertungsmaßstäbe geändert hätten. „Was damals galt, um die Akzeptanz von G 8 zu erhalten, könnte auch jetzt erforderlich sein, um einen gewissen Belastungsausgleich angesichts äußerst schwieriger Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Maike Finnern weiter.
Zugleich sollen auch die zentralen Prüfungen in den Jahrgängen 10 der Haupt-, Real-, Gesamt- und Sekundarschulen verschoben werden und weitere Abschlussprüfungen, wie etwa die Fachhochschulreife. „Auch für diese Prüfungen ist die Garantie des Gesundheitsschutzes für alle Beteiligten, der Ausgleich der hohen Korrekturbelastungen und ein Nachteilsausgleich unbedingt notwendig“, sagte Maike Finnern, „zumal gerade die ZP 10 einen extrem hohen Einfluss auf die Abschlussnote hat.“
„Wir sehen aber nach wie vor noch einen Zielkonflikt zwischen der notwendigen Planungssicherheit für ein qualifiziertes Abitur und der Schaffung von Rahmenbedingungen, um die Gesundheit der Lehrkräfte und Schüler*innen zu schützen,“ so Finnern. „Frau Gebauer hat die Fragen zum Infektionsschutz unter den noch völlig unklaren Bedingungen der Wiederaufnahme des Schulbetriebes nach den Osterferien offengelassen. Wir erwarten, dass die wissenschaftliche Expertise und der Rat von Medizinern und Epidemiologen auch umfassend befolgt wird.“
Die Schulträger müssten jedenfalls für ausreichende Hygiene- und Schutzausrüstung Sorge tragen, um den Gesundheitsschutz sicherzustellen und der großen psychischen Belastung gerecht zu werden. Die Einhaltung des Abstandsgebotes sei selbstverständlich.
Abschließend betonte die GEW-Vorsitzende, dass derzeit heute oftmals nicht mehr gelte, was gestern richtig war. Äußerungen des Ministerpräsidenten Laschet legen derzeit nahe, dass Laschet von Abiturprüfungen in „leeren Schulen“ ausgehe. Die Lage wäre also neu zu bewerten, wenn im nun geplanten Abiturzeitraum der reguläre Schulunterricht wieder begonnen habe.
Berthold Paschert | Pressesprecher GEW NRW
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