Der Kollektivvertrag, der seit 2009 gilt, soll die Karrierewege von Wissenschaftler*innen regeln. Dabei geht es um Laufbahnstellen nach Beamtendienstrecht, die an das amerikanische Tenure-Track-Modell angelehnt sind. Dieses sieht nach einer Bewährungsprobe eine Lebenszeitprofessur vor. Im Zentrum steht die Qualifikationsvereinbarung, die festlegt, was ein*e Kandidat*in in sechs Jahren erreichen muss. In der Regel sind das bestimmte Publikationsleistungen, Drittmitteleinwerbungen und positive Lehrevaluierungen. Wird der Qualifikationsvertrag erfüllt, wird die Stelle entfristet und die Wissenschaftler*in erhält den Titel Associate Professor.
Professor*in ohne erhöhten Kündigungsschutz
Assoziierte Professor*innen haben das Recht, die Lehre in ihrem Fach so eigenverantwortlich auszuüben wie Universitätsprofessor*innen. Organisationsrechtlich gehören sie allerdings der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen an. Demzufolge ist ihre forschende Tätigkeit reglementiert. Assoziierte Professor*innen können Funktionen wie Dekan*in oder Studiendekan*in wahrnehmen und sind in dieser Leitungsfunktion mit den Universitätsprofessor*innen gleichgestellt. Einen erhöhten Kündigungsschutz haben assoziierte Professor*innen jedoch nicht.
Professur zweiter Klasse
Bei genauer Betrachtung handelt es sich bei der neuen österreichischen Professur um eine Professur zweiter Klasse. Da stellt sich die Frage, warum ausgerechnet Wissenschaftler*innen, die einen vorbildlichen professoralen Karriereweg durchlaufen haben, Interesse an einer solchen Position haben sollten. Möglicherweise ist das auch der Grund, weshalb nach einer Umfrage des Verbands der Professorinnen und Professoren (UPV) aus dem Jahre 2018 österreichische Professor*innen die Chancen für Nachwuchswissenschaftler*innen noch immer als schlecht bewerten.
Würde die Assoziierte Professur auf das deutsche Wissenschaftssystem übertragen, entstünde eine Kohorte hoch qualifizierter, aber schlecht bezahlter „Billigprofessor*innen“, deren Frustration über ihre letztlich mindere Position im Wissenschaftssystem vermutlich nicht lange auf sich warten ließe.
Dauerhafte Positionen als Lösung
Ob neue Professurformate als einziges Karriereziel und einziger -weg im heutigen Wissenschaftssystem überhaupt noch zeitgemäß sind, ist zu bezweifeln. Mit Änderung der finanziellen Ausstattung der Hochschulen ist ein tiefgreifender Wandel und damit verbunden eine enorme Zunahme von Aufgabenfeldern angestoßen worden. In den Karrierewegen sind diese Veränderungsprozesse bisher aber nicht angekommen.
Inzwischen hat sich gezeigt, dass der Umfang und die Vielfalt der neuen Aufgaben in der Forschung, in der Lehre und im Hochschulmanagement zu einem großen Teil weder von vorrübergehender Art sind, noch dauerhaft von eine*r Professor*in mit ständig wechselndem Personal bewältigt werden können. Insofern wären dauerhafte Positionen in der Wissenschaft, die nach der Promotion ausgeübt werden können und die möglicherweise weitere Karriereoptionen bereithalten, eine Lösung. Davon könnten alle Beteiligten profitieren und nicht nur die prekär beschäftigten Wissenschaftler*innen.
Dr. Susanne Achterberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin der School of Education an der Bergischen Universität Wuppertal