Dienst-PCs für Lehrkräfte: Diskussion im Landtag

Expert*innen für Digitalisierung und bessere Ausstattung in Schule

Der Mangel an technischer Infrastruktur, dienstlichen Endgeräten und rigide Datenschutzvorgaben führen zu massiven Problemen, wenn gleichzeitig ein digitaler Wandel gefordert wird.
Dienst-PCs für Lehrkräfte: Diskussion im Landtag

Foto: Dominik Buschardt

Dienst-PCs für Lehrkräfte: Diskussion im Landtag

Maike Finnern, stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW und Joachim Hofmann, AG Digitalisierung der GEW NRW | Foto: Ute Lorenz

Die GEW NRW fordert die Landesregierung auf, den digitalen Wandel in Schule verantwortungsvoll zu gestalten und klare Regelungen zu schaffen, an denen sich die Schulen orientieren können. Lehrkräfte müssen genau wie andere Landesbeschäftigte mit dienstlichen Endgeräten ausgestatten werden. Eine Diskussion mit Expert*innen hat am 5. September 2018 im Landtag NRW dazu stattgefunden.

Lehrkräfte gehen Haftungsrisiken ein und tragen Kosten für Softwarelizenzen

 „Die Klagen aus den Lehrerzimmern häufen sich. Lehrkräfte werden immer stärker zur Nutzung und zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht angehalten. Für die zunehmende digitale Verarbeitung von Schüler*innendaten ist eine adäquate IT-Ausstattung erforderlich“, sagte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern bei einer Expert*innenanhörung im Düsseldorfer Landtag. „Es kann auf Dauer nicht hingenommen werden, dass Lehrkräfte permanent auf ihre privaten Endgeräte zurückgreifen und Haftungsrisiken eingehen, um ihren Beruf überhaupt ausüben zu können.“ Es sei für Lehrkräfte auch nicht hinnehmbar, für die schulische Nutzung von Unterrichtssoftware auf eigene Rechnung zusätzlich teure Lizenzen zu erwerben, um Regressansprüche zu vermeiden.

Lehrkräfte brauchen Ausstattung, Fortbildung und Support durch Spezialist*innen

Um die Anforderungen der Ausstattung an die pädagogische Arbeit zu ermitteln, fordert die GEW NRW schulformspezifische Konzepte, die professionell entwickelt und evaluiert werden. „Lehrkräfte müssen dabei mit Ressourcen unterstützt und kontinuierlich fortgebildet werden“, verlangte Maike Finnern. Entscheidend für die technische Ausstattung sei, dass die Geräte von IT- Spezialist*innen administriert und datenschutzkonform eingerichtet werden sowie jederzeit der notwendige Support zur Verfügung stehe.

Schüler*innen auf digitale Arbeitswelt vorbereiten

Die GEW NRW ist nach dieser Anhörung nicht allein mit ihren Forderungen. Für die Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft ist es absolut notwendig, dass Schüler*innen auf die digitale Arbeitswelt ausreichend vorbereitet werden. Dafür bedarf es sowohl in der Lehreraus- und fortbildung Konzepte sowie in der Ausstattung der Schulen das entsprechende technische Equipment.

Lernstatt 2020: Projekt in Paderborn mit Vorbildfunktion

Wie es gehen kann, zeigt ein Konzept der Stadt Paderborn. Sie betreibt seit 2000 eine alltagstaugliche, wartungsarme und zentral administrierte IT-Infrastruktur. Mit dem erweiterten Projekt „Lernstatt 2020“ werden alle Lernenden und Lehrenden mit mobilen Endgeräten ausgestattet. Gleichzeitig wird die Umsetzung der digitalen Lehre zusammen mit einem Expert*innenkreis bestehend aus Vertreter*innen der Verwaltung, der Technik und Pädagog*innen aus dem Primar- und Sekundarstufenbereich gestaltet.

Versteckte Forderungen nach dem Prinzip „Bring Your Own Device“ gibt es nach wie vor. Die GEW NRW sieht darin keine Alternative. Das Land ist gefordert: Es muss für Vorgaben, Standards und den IT-Support sorgen. Nur so wird es eine Win-Win-Situation geben, hieß es in der Diskussion. Selbst die kommunalen Spitzenverbände sehen eine Notwendigkeit der richtigen technischen Ausstattung; die Finanzierung jedoch sei problematisch und läge nicht in ihrer Zuständigkeit für die Lehrkräfte. Dazu werden aktuell intensive Gespräche mit dem Schulministerium geführt.

Ute Lorenz, Referentin für Beamt*innenrecht und Mitbestimmung der GEW NRW