Ein strenges Konzept mit Leerstellen

Wiederaufnahme des angepassten Schulbetriebes

Die GEW NRW bewertet das am 3. August 2020 von Schulministerin Yvonne Gebauer vorgestellte „strenge Konzept“ zum „angepassten Schulbetrieb“ als notwendig im Sinne des Infektionsschutzes und der Planungssicherheit für die Schulen. Die Maskenpflicht im Unterricht ist pädagogisch unsinnig. Sie ist ein hilfloser Versuch der Landesregierung, den Regelbetrieb trotz Bedenken durchsetzen zu wollen. Ehrlich wäre das Eingeständnis gewesen, dass das Angebot angepasst werden muss, da das Abstandsgebot auch in Schulen gelten muss.
Ein strenges Konzept mit Leerstellen

Foto: iStock.com/Mlenny

„Wir müssen uns klar machen, dass auch das nächste Schuljahr kein reguläres sein wird. Insbesondere vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen ist äußerste Vorsicht geboten“, stellte GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern nach dem Pressebriefing der Schulministerin klar. Uns fehlt ein pädagogisches Konzept – so Maike Finnern weiter. Ein Konzept, das die Defizite aus dem abgelaufenen Schuljahr auffängt und den absehbaren Unterrichtsausfall im neuen Schuljahr ausreichend berücksichtigt. Es stelle sich generell die Frage, was in diesem Schuljahr wirklich inhaltlich geleistet werden könne, zumal es ja häufig noch versäumten Lernstoff aus dem letzten Schuljahr gebe.

Der organisatorische Aufwand für die Umsetzung an den Schulen sei enorm hoch, dem müsse Rechnung getragen werden. Die GEW NRW erwartet Rückendeckung seitens des Schulministeriums für Schulen, die Notmaßnahmen ergreifen müssten, sei es aus Gründen des Lehrkräftemangels oder wegen unzureichender räumlicher Bedingungen. 

Yvonne Gebauer hat von angepasstem Schulbetrieb und einem anpassungsfähigen Konzept gesprochen. Hier wird die GEW NRW die Ministerin beim Wort nehmen. Schulen brauchen Rückendeckung, wenn sie individuelle Lösungen finden müssen – z.B. wegen des absehbaren Lehrkräftemangels oder der räumlichen Voraussetzungen.

Bei der Frage des Lehrkräfteeinsatzes zeigte sich die GEW-Landesvorsitzende skeptisch. Die vorgesehenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels zeigten, wie prekär die Lage sei. Finnern wörtlich: „Sie sind allerdings nicht geeignet, den Mangel zum kommenden Schuljahr zu beheben. Das muss Folgen für die Planung des Schuljahres haben.“

Erfreut nahm die GEW-Landesvorsitzende die Maßnahmen zur Digitalisierung zur Kenntnis. „Das ist unser Erfolg“, unterstrich Maike Finnern. Auf die Förderrichtlinie für digitale Endgeräte für Lehrkräfte habe die GEW NRW lange gewartet, das beharrliche gewerkschaftliche Engagement habe sich bezahlt gemacht. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Umsetzung vor Ort schnell passiert“, so Maike Finnern abschließend.

Michael Schulte | Geschäftsführer GEW NRW