Erzieher*innen leisten viel für zu wenig Geld

Bei der Tarifrunde 2018 kämpfen die Beschäftigten in Kitas für mehr finanzielle Anerkennung

Die Tarifrunde des öffentlichen Dienstes startet am 26. Februar 2018. Betroffen vom Tarifvertrag Bund und Kommunen (TVöD) sind vor allem Erzieher*innen. Bei der Auftaktveranstaltung in Köln war Brunhilde Seeber, Mitglied im Leitungsteam der Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe der GEW NRW. Im Interview erzählt sie, wie die Stimmung vor Ort ist und was sich im Kita-Bereich langfristig ändern muss.
Erzieher*innen leisten viel für zu wenig Geld

Foto: Photographee.eu/Fotolia

In dieser Tarifrunde kämpfen die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes für mehr Geld. Warum ist das dringend notwendig?

Das Gehalt der Beschäftigten in Kitas ist nicht überragend. Besonders die niedrigen Einkommensstufen zum Beispiel bei Kinderpfleger*innen sind sehr auffallend. Hier besteht dringender Bedarf, etwas zu verbessern. Die Aufgaben in den Kitas sind umfangreicher und vielfältiger geworden und die Arbeit wird in einer guten Qualität geleistet. Das Preisniveau steigt generell, aber die Gehälter hinken hinterher. Viele Kolleg*innen können ihren Lebensunterhalt nur mit einem Zweitjob finanzieren – und das bei gut gefüllten Kassen.

Wie ist die Stimmung vor Ort?

Weil für wenig Geld viel erwartet wird, ist die Stimmung eher zurückhaltend, um nicht zu sagen schlecht. Die Meinung der Kolleg*innen ist überwiegend: Warum für Geld streiken, wenn sich an den täglichen Arbeitsbedingungen nichts verändert? Sie sind absolut ausgepowert.

Welche Themen liegen den Erzieher*innen auf der Seele?

Die Kolleg*innen erwarten eigentlich, dass sich etwas an der Gesamtsituation verändert. Daher wird es nicht einfach werden, die Erzieher*innen zu mobilisieren. Wir werden von Seiten des Stadtverbands Köln versuchen, ein gutes Strategiekonzept zu erstellen. Wir werden aber auch klar sagen, dass die Probleme in Kitas bekannt sind und auf keinen Fall vergessen werden!

Wichtig für uns wird es sein, Veranstaltungen und Gesprächsrunden zum Thema Arbeitsbedingungen anzubieten. Die GEW muss ein klares Signal setzen, um den Kolleg*innen deutlich zu zeigen, dass sie nicht vergessen werden. Wir wissen, wo die Probleme liegen und müssen sie in die TVöD-Runde 2020 aufnehmen.

Was muss sich am Arbeitsplatz Kita langfristig verändern?

In Kitas müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Aufgaben und die Arbeit der Beschäftigten erleichtern. Dazu müssen die Gruppengrößen reduziert werden. Es bringt nichts, nur mehr Personal einzusetzen, wenn die Räumlichkeiten dafür nicht ausgelegt sind. Das bedeutet nur noch mehr Stress für die Erzieher*innen. Außerdem muss zusätzliches Personal für die Begleitung von Kindern und Familien mit besonderem Bedarf eingestellt werden – auch unter Berücksichtigung der Räumlichkeiten.

Erzieher*innen brauchen insgesamt mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung, Dokumentation, Elternarbeit, Teambesprechungen und Vernetzungen sowie eine therapeutische Unterstützung in den Tagesstätten.

Die Fragen stellte Jessica Küppers, Redakteurin im NDS Verlag.