Noch immer ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung in NRW unverändert hoch. Noch immer entscheidet vor allem die soziale Herkunft von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen darüber, welchen Bildungsweg sie einschlagen. Dies zeigt sich in vielerlei Hinsicht:
Chancen auf Teilhabe für (zugewanderte) Schüler*innen
Schulen in sozialräumlich schwierigen Lagen erhalten bislang nicht die Unterstützung, die sie benötigen, um die Chancen ihrer Schüler*innen auf Teilhabe zu verbessern.
Neu zugewanderte und geflüchtete Kinder und Jugendliche erhalten oft monatelang keinen Zugang zu Schulunterricht bis sie einer Gemeinde zugewiesen sind und ihr Aufenthalt gestattet ist. Während der Zeit in Landesunterbringungseinrichtungen – Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) und Zentrale Unterbringungseinrichtungen (ZUE) – und in Notunterkünften gilt für die Kinder von Asylbewerber*innen keine Schulpflicht.
Zugang zum Studium für nationale und internationale Studierende
Die geplante Einführung von Studiengebühren für internationale Studierende durch die schwarz-gelbe Landesregierung in NRW führt die starke Selektion des Bildungssystems weiter, da nun die finanziellen Ressourcen und die Herkunft der Studierenden über die Möglichkeit entscheiden werden, studieren zu können oder nicht.
Bildung gegen Spaltung – Die Forderungen der GEW NRW
Die GEW NRW setzt sich für gleiche Bildungschancen ein und hat auf ihrem Gewerkschaftstag den Forderungen an die Landespolitik Ausdruck verliehen. Es ist dringend entschlossenes politisches Handeln notwendig.
Frühkindliche Bildung in Kindertageseinrichtungen
Für die Kindertageseinrichtungen fordert die Bildungsgewerkschaft unter anderem die Reduzierung der Gruppengrößen und zusätzliches Personal für die Begleitung von Kindern und Familien mit besonderem Bedarf. Die notwendigen Zeiten für Vor- und Nachbereitung, Dokumentation, Elternarbeit, Teambesprechungen und Vernetzung müssen berücksichtigt sowie therapeutische Unterstützung in den Tageseinrichtungen geschaffen werden.
Sozialindex für Schulen in NRW
Geeignete Steuerungsmaßnahmen der Landesregierung für die Schulen in NRW müssen her – darunter die Einführung eines schulbezogenen Sozialindexes zur Identifizierung von Schulen mit schwierigen sozialen Ausgangslagen. Dafür sind zusätzliche Ressourcen mit regelmäßiger Überprüfung der Ressourcenverwendung und ihrer Wirkung nötig sowie die Umwandlung von Schulen in sogenannten sozialen Brennpunkten in gebundene Ganztagsschulen mit auskömmlicher Finanzierung und besserer Personaldecke.
Rahmenbedingungen für schulpflichtige Kinder und Jugendliche
Das Land muss unverzüglich ausreichend Regelschulplätze für neu zugezogene, schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit entsprechenden strukturellen und personellen Rahmenbedingungen bereitstellen. Nur so kann NRW dafür sorgen, dass die Schulpflicht beziehungsweise das Recht auf diskriminierungsfreien Zugang zu Bildung umgesetzt werden kann – und das ab dem ersten Tag, spätestens zwei Wochen nach Ankunft. Voraussetzung hierfür ist ein zügiges Ankommen von Neueinreisenden in Kommunen und Bezirken. Der Zugang zu Bildungsangeboten passend zum Lern- und Bildungsstand neu zugewanderter und geflüchteter Kinder und Jugendlicher muss gewährleistet werden.
Unterstützung für Schüler*innen und Studierende aus allen Ländern
Auf der einen Seite muss Bildungsförderung wie BAföG und BAB allen Jugendlichen und jungen erwachsenen Geflüchteten und Zugewanderten zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite dürfen keine Studiengebühren in NRW eingeführt werden – weder für internationale Studierende noch für Langzeitstudierende. Die Landesregierung muss von ihren Plänen zur Einführung von Studiengebühren abrücken.
Kernforderungen der Bildungsgewerkschaft bleiben bestehen
Neue Impulse setzte der Gewerkschaftstag zu mancher Kernforderung der GEW NRW. Dazu zählen
- die Reduzierung der Klassen- oder Gruppengrößen,
- die Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung,
- die stellenwirksame Anrechnung aller systemisch notwendigen Konferenz-, Fortbildungs- und Beratungszeiten auf die Unterrichtsverpflichtung sowie
- qualitativ hochwertige und anspruchsvolle Fortbildungen.
Frauke Rütter, Referentin für Bildungs- und Frauenpolitik der GEW NRW und
Julia Löhr, Jugenbildungsreferentin der GEW NRW