Mit einer Hybridveranstaltung am 23. November 2020 aus Live- und zugeschalteten Teilnehmer*innen ist die GEW NRW zusammen mit der Landeselternkonferenz (LEK) NRW, der Landeselternschaft Gymnasien (LE) in NRW und der Schulleitungsvereinigung (SLV) der Frage nachgegangen, was in Schulen aktuell in der Corona-Pandemie besser geht. Zuschauer*innen konnten über einen Livestream kommentieren, fragen und anmerken.
Der Einladung sind Schulpolitiker*innen der SPD, CDU, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ebenso gefolgt wie ein Vertreter des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) und des Inklusionsfachverbands Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen sowie des Städtetags NRW.
Lehrer*innen und Schüler*innen meistern Situation an den Schulen in Eigenregie
Die Perspektive der Praxis stand im Mittelpunkt: Zusammen mit den Eltern und Schulleitungen hob die GEW NRW besonders das tagtägliche Engagement der Lehrkräfte hervor, die Unterricht nun seit Monaten trotz erheblicher Mehrbelastungen ermöglichen. Schüler*innen und Lehrer*innen zeigten sich zufrieden damit, wie sie sich mit der neuen Situation in der Pandemie arrangiert haben.
Demgegenüber steht ein großer Handlungsbedarf, den die Beteiligten von Kommunen und Schule sowie Inklusionsvertreter*innen in der Runde und unter den Zuschauer*innen deutlich herausstellten.
Wie kann die Situation an Schulen in der Corona-Pandemie verbessert werden?
Die Kritik an der Landesregierung etwa in Bezug auf das Vorgehen rund um den Solinger Weg oder verspätete Kommunikation und der Eindruck eines fehlenden Plans, sind schon häufig genannt worden und waren daher wenig überraschend. Allerdings verlieh der multiperspektivische Blick auf die aktuelle Situation der Notwendigkeit politischer Nachsteuerung Nachdruck, da einzelne fehlerhafte politische Maßnahmen in einen Gesamtkontext gestellt wurden.
An diesem Abend sollte es aber nicht darum gehen, den Blick auf verpasste, sondern konstruktiv auf jene Möglichkeiten zu lenken, wie die Situation in den Schulen verbessert werden kann. WDR-Moderator Michael Brocker und Kolleg*innen der GEW NRW hatten alle Hände voll zu tun, die zahlreichen Fragen aus dem Live-Publikum an die Gäste weiterzugeben.
Eine klare Strategie zum Infektionsschutz von Lehrkräften und Schüler*innen muss her!
In der Diskussion wurde die Forderung laut, dass Schul- und Gesundheitsministerium NRW sowie kommunale Schul- und Gesundheitsämter die gemeinsame Verantwortung für die Schulen in NRW annehmen müssen. Sie sind es, die eine klare Strategie zum Infektionsschutz von Lehrkräften und Schüler*innen entwickeln, vorgeben und vorleben müssen.
Dazu gehört, dass Schulen und Kommunen größere Handlungsspielräume bekommen, um individuell auf die Situationen vor Ort reagieren zu können. Nicht zuletzt fragten auch die zeitweise insgesamt knapp 900 Zuschauer*innen auf Youtube und Facebook am häufigsten nach der Möglichkeit von Distanz-Hybridunterricht.
Anpassungen der Prüfungs- und Versetzungsregelungen und Alltagshelfer*innen für Schulen
Aufgrund von Unterrichtsausfall und Hygienemaßnahmen sowie der Restinhalte aus dem letzten Schuljahr, sind rechtliche Anpassungen der Prüfungs- und Versetzungsregelungen sowie der Stundentafel notwendig. An dieser Stelle haben Eltern- und Schulleitungsvetreter*innen und die GEW NRW von der Landesregierung eingefordert einzusehen, dass in einem Schuljahr während einer Pandemie unter keinen Umständen alle Inhalte der Stundentafel unterrichtet werden können.
Zur Entlastung von Lehrkräften braucht es Alltagshelfer*innen, um die Zusatzaufgaben von Lehrkräften, Schulleitungen und pädagogisch Beschäftigten zu reduzieren. Das Konzept der Alltagshelfer*innen hat sich in den Kitas unter Corona-Bedingungen bewährt und sollte deshalb auf die Schulen übertragen und in den Kitas ausgeweitet werden. Nicht zuletzt müssen besondere Bedarfe von Schüler*innen wie etwa Schutz- oder Förderbedarfe stärker berücksichtigt werden.
Austausch von Praxis und Politik ist wichtig für Schulen in Zeiten der Corona-Pandemie
Noch am gleichen Abend hatten die verschiedenen Streams der GEW NRW bereits über 5.000 Klicks. Das Interesse an einem Austausch von Praxis und Politik war erwartungsgemäß groß. Deshalb konnte es verwundern, dass aus dem MSB NRW weder Ministerin Yvonne Gebauer noch Staatssekretär Mathias Richter oder Abteilungsleiter*innen teilgenommen haben.
Der Austausch mit der Praxis, mit den Beteiligten vor Ort, war wichtig! Denn die Eindrücke und Erfahrungen aus der Praxis – und das hat sich gezeigt – müssen im Handeln des Ministeriums berücksichtigt werden. Dafür muss der gemeinsame Austausch gewollt werden.
Kenneth Rösen, Bildungsexperte der GEW NRW