Personal- und Organisationsentwicklung mit Mentoring

Mentoringprogramm im Bezirk Arnsberg geht in Runde 4 – für Frauen und Männer

Mentoring ist ein Konzept, das für alle Teilnehmenden viel Flexibilität und Individualität bedeutet. Die Erfolgsquote ist hoch. Ein Vorbild aus der Personal- für die Organisationsentwicklung!
Personal- und Organisationsentwicklung mit Mentoring

Foto: iStock.com/PeopleImages

Anna Wiegers hat seit 2014 bei der Bezirksregierung Arnsberg ein Mentoringprogramm für Frauen zur Förderung im Schulleitungsnachwuchs entwickelt und als Projektleiterin mitgestaltet. Als das Programm noch in den Kinderschuhen steckte, berichtete die Fachbeauftragte für Gleichstellungsfragen in der nds über Inhalt, Aufbau und Ziele. Fast auf den Tag genau vier Jahre später haben wir Anna Wiegers erneut getroffen und über den Erfolg des Mentoringprojekts gesprochen.

Seit den ersten Planungsschritten im Frühjahr 2014 ist viel Zeit vergangen: Was hat sich im Mentoringprojekt für Schulleiterinnen seitdem getan?

Wir haben gerade für den neuen Gleichstellungsplan einen Evaluationsbericht des Mentorings zur Nachhaltigkeit des Programms erstellt, das 2015 als Pilotprojekt in die Umsetzung ging. Nicht nur die beruflichen Erfolge der bisherigen Teilnehmerinnen belegen die Wichtigkeit des Programms. Es wurde auch 2017 in den Koalitionsvertrag der Landesregierung aufgenommen und trägt zur aktuellen Erlassbildung bei.

Das Mentoring erstreckt sich über ein Schuljahr, wobei Ausschreibung und Anmeldung sowie der Auswahlprozess bereits ein halbes Jahr vorher beginnen. Mit Mentoring für Führungskräftenachwuchs haben wir im Schulbereich geeignete Kandidatinnen für Leitungspositionen gefunden und immer genug ehrenamtliche Schulleitungen, die diese als Mentor*innen unterstützen möchten. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Mentoring gerade für Frauen ein effizientes Personalentwicklungsinstrument ist, da es sich durch Flexibilität, individuelle Begleitung in einer persönlich berufsbezogenen Beziehung, Selbstvergewisserung und Empowerment auszeichnet. Das Arnsberger Konzept hat dabei von Anfang an alle Schulformen in den Blick genommen.

Der Ablauf hat sich seit dem Start kaum inhaltlich verändert: Das Fortbildungsdezernat schreibt das Mentoringprogramm zum Schuljahresbeginn aus. Nach entsprechenden Auswahlkriterien werden die Lehrkräfte mit Leitungsinteresse zu einem Interview mit einer externen Referentin eingeladen. Sie ist von der Schulaufsicht unabhängig und bildet auf Grundlage der Profile die sogenannten Tandems: Welche Schulleitung passt zu welcher Nachwuchskraft? Das Verfahren ist mit den Personalräten vereinbart und hat sich bewährt.

Die Teams sprechen eigenständig Termine für die Tandemtreffen ab. Im Jahr bedeutet das sechs bis acht Treffen, wobei zwei Tage als ganztägige Shadowing-Tage genutzt werden können. Für die Themen und Aktionen an den Schulen der Mentor*innen sind die Mentees verantwortlich.

Wie viele Mentor*innen und Mentees waren in Arnsberg bisher dabei? Wo stehen die Teilnehmenden heute und welche Schulformen konnten besonders profitieren?

Im Pilotprojekt 2015/2016 waren es 15 Tandems, im zweiten Jahr 12, im dritten und vierten Durchgang 13. Die Plätze wurden in Rücksprache mit den Personalräten je nach Unterrepräsentanz von Schulleiterinnen in den Schulformen vergeben. Und obwohl die Frauenquote in der Grundschulleitung längst erreicht ist, standen von Anfang an auch dort Plätze für den Schulleitungsnachwuchs zur Verfügung. Insbesondere das Berufskolleg hat einen erheblichen Zuwachs zu verzeichnen: Neben einer Beförderung zur Dezernentin besetzen bereits vier Frauen eine Schulleitungsstelle.

Wir freuen uns, dass unser Mentoring auch an der Gesamt-, Real- und Primusschule zu je einer erfolgreichen Stellenbesetzung als Schulleiterin geführt hat. Zwei weitere Frauen befinden sich im Bewerbungsverfahren als Schulleiterin an einem Berufskolleg beziehungsweise einem Gymnasium. Auch der Frauenanteil in der Position der ständigen Vertretung oder an den Bewerbungen um die Stellvertretung ist gestiegen, ebenso wie die Besetzung von Positionen im Mittleren Management an Gymnasien, Gesamt- und Sekundarschulen.

Für die vierte Runde stehen die Mentees schon in den Startlöchern. Erstmals durften sich auch Männer bewerben. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Frauen in Leitungsfunktion nach wie vor unterrepräsentiert sind. Aber ebenso wenig kann das Ministerium für Schule und Bildung den allgemeinen Schulleitungsmangel ignorieren. Im Zuge der Erlassentwicklung nehmen wir im aktuellen Mentoring auch männliche Lehrkräfte auf. Geschlechtshomogene Gruppen sollen aber weiterhin möglich sein. Weiterhin sind ganz ausdrücklich Lehrkräfte mit familiären Betreuungspflichten angesprochen, da Mentoring anders als formale Fortbildungen in zeitlicher Flexibilität durchgeführt werden kann.

ver.di hat in NRW ein ähnliches Projekt in der Organisationsentwicklung angestoßen. Was können andere von Ihrem Mentoringprogramm lernen?

Das Konzept ist auf so viele Bereiche übertragbar! Ich bin überzeugt, Mentoring funktioniert nicht nur für Schule in der Personalentwicklung. Jetzt schon regt unser Ansatz Schulleitungen zu informellen Mentoringprozessen innerhalb ihrer schulinternen Personalförderung an.

Inzwischen organisiert und betreut ein Team die Fortbildungselemente im Programm. Im Rahmen der Personalentwicklung begleite ich Mentoring als Fachbeauftragte in Kooperation mit den schulfachlichen Gleichstellungsbeauftragten und der zuständigen Schulaufsicht. Ich hoffe, dass auch in Zukunft das ursprünglich für Frauen angedachte Programm weiterhin zur Frauenförderung beiträgt sowie Frauen und Männer im Schulbereich individuell und persönlichkeitsfördernd so motiviert, wie es wohl kaum ein anderer Weg könnte.

Die Fragen stellte Sherin Krüger, Redakteurin im NDS Verlag.