Für den Neubau der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster am Domplatz mit insgesamt 1.900 Quadratmetern und für die Modernisierung des Altbaus wurden insgesamt 17,6 Millionen Euro investiert. 96 Prozent der Baukosten hat das Land NRW getragen. Den Rest finanzierte die Uni selbst.
Das Philosophikum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist ganz neu errichtet worden. Wie kam es dazu?
Das Philosophikum ist Teil des Hochschulbaumodernisierungsprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen. Es wurde im Zeitraum vom 1. Januar 2010 bis Ende 2015 realisiert und im April 2018 feierlich mit einer Aufführung auf der ebenfalls neuen Studiobühne eröffnet. Bezogen wurde das neue Gebäude am münsterschen Domplatz gleich neben dem Fürstenberghaus schon einige Monate vorher. Das Philosophikum gliedert sich in einen Bestandsbauteil, der umfassend modernisiert und saniert wurde, und in einen Neubauteil. Dort ist die Bibliothek untergebracht und es führen lange Treppenaufgänge zu den fünf Etagen, die der Architekt als Himmelsleitern bezeichnet. Das gesamte Projekt ist Teil eines Architekturwettbewerbs, der im September 2010 startete und bis Mai 2011 lief. Der erste Preisträger war das Büro Peter Böhm Architekten aus Köln. Nach den architektonischen Ideen des Teams wurden sowohl das Gebäude als auch die Außenanlagen gestaltet. Dabei stand die Platzsituation zwischen dem Philosophikum und dem Fürstenberghaus im Fokus.
Welche Kriterien sollte das neue Gebäude aus Sicht der Universität Münster erfüllen?
Das Gebäude sollte die gesamte bisherige Gebäudestruktur neu ordnen und sich den Anforderungen der modernen Forschung und Lehre stellen. Die philosophischen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen sollten in dem neu gestalteten Bau eine optimale Zuordnung zueinander erhalten und den Lehrbetrieb ermöglichen. Auch die Studiobühne, die für die Universität Theaterbühne für diverse Ensembles ist, musste berücksichtigt werden. Die Seminarräume wurden an die modernen Anforderungen angepasst und entsprechend optimiert hergerichtet. Die behindertengerechten Zugänge zum gesamten Komplex wurden ebenfalls neu gestaltet. Er wird bereits genutzt unter anderem von dem Philosophischen Seminar, dem Institut für Kunstgeschichte, der Leibniz-Forschungsstelle, dem Centrum für Bioethik und von Teilen der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Warum ist der Hochschulbau besonders? Wofür wurde er ausgezeichnet?
Dazu möchte ich das Preisgericht zitieren: „Mit einem präzise platzierten Gebäuderiegel ordnen die Verfasser die bisherige Hinterhofsituation neu und geben ihr die Qualität eines definierten urbanen Platzes mit leichtem Gefälle. Dabei spiegelt der Neubau die Fassadenproportion des Fürstenberghauses und bleibt damit respektvoll unter der Höhe des Bestandes des philosophischen Seminars. Die Positionierung des neuen Eingangs respektiert die Besucherströme und erlaubt eine separate Nutzung der Studiobühne, wobei deren Raumhöhe sowie Lage und Anzahl der Sanitäranlagen auch im Hinblick auf die gesamte Gebäudenutzung überprüft werden sollte. Bei der Abwägung von Enge und Dichte entscheiden sich die Verfasser für eine dem Ort angemessene, gut proportionierte und städtebaulich verträgliche Lösung, die große Chancen für urbane Freiräume eröffnet. Die Durchlässigkeit zum Aa-Seitenweg bietet neue Erschließungschancen für den Universitätsbereich. Insgesamt ein Entwurf mit hoher städtebaulicher und architektonischer Prägnanz bei sinnvoller Wirtschaftlichkeit, Investition und Unterhalt, die voraussichtlich im Rahmen der zur Verfügung stehenden Investitionsmittel realisierbar erscheint.“
Wie geht es für die Uni Münster weiter? Sind weitere Bauprojekte geplant?
Ja, es sind weitere Baumaßnahmen geplant und das ganze Team im Dezernat „Planen und Bauen“ ist schon sehr gespannt auf die neuen Projekte. Mittel- bis langfristig bedarf es großer Investitionen an der Universität Münster, beispielsweise für Ersatzneubauten und Sanierungen. Nur so werden wir den Forschungs- und Lehrbetrieb auf dem aktuell hohen Niveau halten können. Die WWU Münster wird hierzu zusammen mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW ein Bauprogramm nach Prioritäten abarbeiten. Dafür müssen Planungs- und Realisierungszeiträume bis in das Jahr 2032/2033 bedacht werden.
Die Fragen stellte Jessica Küppers, Redakteurin im NDS Verlag