Sozialindex: Skepsis überwiegt

DGB und GEW zur Ankündigung zum schulscharfen Sozialindex

DGB NRW und GEW NRW haben die Ankündigung von Schulministerin Yvonne Gebauer, dass die Vorbereitungen zur Einführung eines schulbezogenen Sozialindexes zur Mitte des Jahres voraussichtlich zu einem Abschluss kommen, grundsätzlich positiv aber mit Skepsis aufgenommen.
Sozialindex: Skepsis überwiegt

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DGB und GEW verbinden mit der Einführung die Erwartung, dass Schulen in sozial benachteiligten Stadtvierteln mit mehr Geldmitteln und Lehrkräften für ihre pädagogische Arbeit ausgestattet werden. Es dürfe nicht bei einer Ankündigung bleiben, sondern müsse mit Haushaltsmitteln ausreichend hinterlegt und in der Praxis erprobt und anwendbar sein. Der schulscharfe Sozialindex – so DGB NRW und GEW NRW einhellig – unterstütze grundlegend die gewerkschaftliche Forderung „Ungleiches ungleich behandeln“.

„Reichlich spät hat die Landesregierung unsere Forderung nach einem schulscharfen Sozialindex aufgenommen. Nun muss sie sich uneingeschränkt für mehr Chancengleichheit stark machen. Es darf nicht sein, dass die Herkunft über den Bildungserfolg entscheidet, wie es in Nordrhein-Westfalen noch immer der Fall ist. Ob die Landesregierung es wirklich ernst meint, wird sich im Laufe des Jahres zeigen. Kleinere Klassen, multiprofessionelle Teams und zusätzliche Lehrerstellen gibt es nicht zum Nulltarif. Die kommenden Haushaltsberatungen werden zeigen, wie ernst es der Landesregierung ist“, so Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW.

Nach Auffassung der GEW-Landesvorsitzenden Maike Finnern muss der Sozialindex jede Schule mit ihren individuellen Besonderheiten und Herausforderungen in den Blick nehmen können. „Bei einem schulscharfen Sozialindex geht es um Bildungsgerechtigkeit und gute Arbeitsbedingungen an jeder Schule für alle Beschäftigten“, so Maike Finnern. Bessere Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte hätten ganz maßgeblichen Einfluss auf die Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler. Maike Finnern forderte konkret: „Der neue Sozialindex muss neben den bisherigen Quoten, die sich auf die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft beziehen, auch solche Faktoren berücksichtigen, die die konkrete Arbeitssituation in der Schule beeinflussen: etwa den Krankenstand, die Teil- und Vollzeitrelation und die Stellenbesetzung.“

Anja Weber und Make Finnern betonten, Schulpolitik in NRW habe bei der Bekämpfung von Bildungsungleichheit kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsdefizit: Mit einem schulscharfen Sozialindex müsse jetzt endlich ein großer Schritt in Richtung Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit getan werden. Wenn künftig die 45 allgemeinbildenden Talentschulen in NRW mit einem Stellenzuschlag von 20 Prozent bedacht würden, müsse dies auch für die anderen Schulen in besonderen sozialen Problemlagen gelten.

Für Rückfragen stehen gerne zur Verfügung:

Berthold Paschert | Pressesprecher GEW BRW
berthold.paschert@gew-nrw.de | +49 170 731 99 70            

Christoph Alt | Pressereferent DGB NRW
christoph.alt@dgb.de | +49 160 30 50 129