Strategie für Schulen in der Pandemie? Fehlanzeige!

Offener Brief der GEW NRW an Schul- und Gesundheitsministerium NRW

In der Schulmail vom 15. März 2021 kündigt das Schulministerium NRW in der Corona-Pandemie einen „Dreiklang aus Schützen, Impfen und Testen“. Eine Strategie ist in der Erläuterung nicht zu erkennen. GEW-Landevorsitzende Maike Finnern stellt dazu klare Forderungen in einem Offenen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in NRW. 
Strategie für Schulen in der Pandemie? Fehlanzeige!

Foto: Pexels/Charlotte May

Mit der Schulmail vom 15. März 2021 hat das Ministerium für Schule und Bildung NRW (MSB) den weiterführenden Schulen Informationen zum Einsatz von Selbsttests für Schüler*innen gegeben. Eine „umfassende Strategie“ formuliert die Landesregierung ein weiteres Mal nicht, wie GEW- Landesvorsitzende Maike Finnern in einem Offenen Brief schreibt. Der Gesundheitsschutz und die Verhinderung der Ausbreitung von Infektionen steht für die GEW NRW an erster Stelle: „Es kann nicht die Aufgabe der Kolleg*innen sein, Testungen im medizinischen Bereich zu beaufsichtigen und sicherzustellen.“ Stattdessen wäre es sinnvoll, wenn Schüler*innen die Tests zuhause vor Schulbeginn durchführen, möglicherweise mit elterlicher Hilfe. Alternativ könnten mobile Teams eingesetzt werden.

Keine hinreichenden Voraussetzungen für einen gelingenden Schulbetrieb in der Pandemie

Der vom MSB angesprochene „Dreiklang von Schützen, Impfen und Testen“ wird der Realität in den Schulen nicht gerecht. Der Test für Schüler*innen vor den Osterferien ist angesichts der aktuellen Lage nichts anderes als ein Placebo – auf die pandemische Lage wird damit nicht angemessen reagiert. So gibt es nun ein Jahr nach den ersten Schulschließungen noch immer keine hinreichenden Voraussetzungen für einen gelingenden Schulbetrieb in Präsenz. Dabei zeigt sich die Landesvorsitzende zunehmend fassungslos vom politischen Agieren: „So wie jetzt, geht es jedenfalls nicht!“, schreibt Maike Finnern an die zuständigen Ministerien. 

Gehen Schulen in NRW ohne Notbremse in die dritte Welle der Corona-Pandemie?

Die Vorsitzende der GEW NRW erneuert in dem Brief das Angebot eines gemeinsamen, konstruktiven Diskurses, um die Bildungseinrichtungen sicher durch die Corona-Pandemie zu führen. Allerdings verursachen die getroffenen Beschlüsse eine weitere Verunsicherung in den Bildungsinstitutionen. Unverständlich ist, warum sich von öffentlich kommunizierten Inzidenzwerten für weitere Lockerungen abgewendet wird: So stand eine Inzidenz von unter 50 für weitere Öffnungen von Schulen und die Inzidenz von 100 als Notbremse. Angesichts dessen, dass schon einige Kommunen den Inzidenzwert erreicht haben und sich andere auf dem direkten Weg dorthin befinden, ist es allen Beteiligten kaum zu erklären, warum die Notbremse nicht gezogen wird.

Fünf Maßnahmen in der Corona-Pandemie, die Schulen jetzt helfen

Seit Monaten fordert die GEW NRW einen Stufenplan, der eine verlässliche Perspektive bietet und mit entsprechenden Maßnahmen zum Infektionsschutz für Schulen und andere Bildungseinrichtungen ausgestattet ist. Für die zeitnahe Umsetzung des notwendigen Infektionsschutzes fordert die GEW NRW nun mindestens fünf Maßnahmen:

  1. Die Umsetzung der AHA Regel muss zu jeder Zeit gewährleistet werden, das gilt auch in den Lehrer*innenzimmern und dem Schüler*innenverkehr. Die richtige Maßnahme, dass Beschäftigte vom Land FFP-2-Masken gestellt bekommen, muss auch für Schüler*innen gelten, besonders aus einkommensschwachen Familien. 
  2. Eine Test- und Impfstrategie, die alle in den Blick nimmt, muss entwickelt werden. Dazu gehören regelmäßige Tests für Beschäftigte und Schüler*innen und ein zeitnahes Impfangebot für Beschäftigte.
  3. Unterricht kann nur in kleinen und festen Gruppen stattfinden.
  4. Es müssen Konsequenzen für die Lehrpläne gezogen werden.
  5. Zur Unterstützung der Schulen müssen ausreichend Filteranlagen und behelfsweise CO2-Melder beschafft werden.

Die Pandemie wird dieses Schuljahr mit Sicherheit noch begleiten, deshalb ist es wichtig, dass es bis zum Ende der Osterferien einen Perspektivplan gibt. Wünschenswert wäre möglichst viel Unterricht in Präsenz zwischen den Oster- und Sommerferien. Dafür brauchen die Schulen endlich Klarheit und Unterstützung.

Kenneth Rösen, Schulexperte der GEW NRW