Wir sind viele, wir sind eins

1. Mai 2017: 65.000 Menschen demonstrieren am Tag der Arbeit

Unter dem Motto „Wir sind viele. Wir sind eins.“ gingen am Tag der Arbeit 2017 in NRW rund 65.000 Menschen auf die Straße. Die GEW NRW nahm (Personal-)Bedarfe für schulische Inklusion in den Blick.
1. Mai 2017 – Tag der Arbeit – Wir sind viele, wir sind eins

Foto: Bert Butzke

Das Forderungspaket der Redner*innen bei den traditionellen Kundgebungen und auf den kreativen Transparenten der Demonstrant*innen war breit gefächert: Respekt und Solidarität über Generationen hinweg, gerechte Bezahlung, sozialer Arbeitsmarkt, gleiche Chancen für alle Bürger*innen und keine Chance für Rechtspopulist*innen.

Köln: Rezepte für gute schulische Inklusion

Eis – geht doch immer! Vor allem dann, wenn (angehende) Pädagog*innen, Eltern und Schüler*innen mit der persönlich zusammengestellten Eiskreation zeigen können, welche Zutaten für gute schulische Inklusion nötig sind. Mit der Eisaktion setzte die GEW NRW bei der zentralen Kundgebung am 1. Mai 2017 in Köln ein Zeichen für gute Inklusion. Viele Gewerkschaftsmitglieder, Eltern, Kinder und Besucher*innen kamen trotz schlechten Wetters zur Maikundgebung mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und DGB-NRW-Vorsitzenden Andreas Meyer-Lauber. Am Eiswagen der GEW NRW wählten sie zwischen Mango, Streuseln, Schokopralinen und vielen anderen Zutaten aus. Mit der individuellen Eisrezeptur und der Teilnahme an der Fotoaktion der GEW NRW machten die Demonstrant*innen auf die aktuellen Baustellen bei der Umsetzung der Inklusion in NRWs Schulen aufmerksam.

Ob kleinere Klassen, mehr Fortbildungen, schulscharfer Sozialindex oder mehr Zeitressourcen – die Forderungen waren vielfältig. Es zeigte sich, dass für die meisten Lehrkräfte kleinere Klassen, der Wunsch nach einer zentralen Anlaufstelle für Inklusion sowie mehr Zeit und Personal für die Schulen ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Am Stand der GEW Köln wurde weiter diskutiert. Insgesamt versammelten sich 5.000 Teilnehmer*innen auf dem Heumarkt in Köln.

Frauke Rütter, Referentin für Bildungspolitik der GEW NRW

Gelsenkirchen: Starke Personal- und Betriebsräte im Einsatz für die Beschäftigten

Die zentrale Bundeskundgebung hat am Tag der Arbeit 2017 mit DGB-Chef Reiner Hoffmann und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles im Ruhrgebiet stattgefunden. 2.000 Menschen kamen nach Gelsenkirchen, um ihre Forderungen lautstark zu vertreten. „Das Unwesen der befristeten Verträge und unsicheren Arbeitsverhältnisse ist nicht weiter hinzunehmen!“, sagte Reiner Hoffmann. „Unsere jungen Menschen sind in unerträglicher Weise davon betroffen – und richtig, nicht nur junge Menschen! Deshalb bin ich bei den Jugendlichen, die hier klar aussagen: ‚Wir sind viele, wir sind laut, wenn ihr uns die Zukunft klaut’“. Mit dem Befristungswahn müsse endlich Schluss sein in diesem Land, betonte der DGB-Chef.

„Dort, wo es starke Betriebsräte gibt, da sind die Löhne besser, da sind die Arbeitsbedingungen besser, da verdienen Frauen fast genauso viel wie die Männer – das sind die Gründe für den Erfolg der Wirtschaft, so funktionieren auch Unternehmen viel besser, sind innovativer und erfolgreicher. Deswegen profitieren alle von eurer Arbeit und deswegen werde ich mich als Bundesarbeitsministerin nicht zufrieden damit geben, wenn in unserem Lande wieder zunehmend Betriebsräte gemobbt werden, wenn die Gründung von Betriebsräten überall torpediert wird“, versprach Andrea Nahles. Sie wünsche sich, dass es mehr Rechtsschutz für Betriebsräte gäbe und machte deutlich, dass das Betriebsverfassungsgesetz aus ihrer Sicht modernisiert werden müsse.

Bert Butzke, Mitglied der GEW NRW

Unna: Bildung braucht jeden Euro!

Die Landesvorsitzende der GEW NRW Dorothea Schäfer appellierte bei der Maikundgebung in Unna an die Politik: „Gute Bildung gehört zu den Kernaufgaben des Staates. Wir brauchen mehr finanziellen Spielraum für gute Schulen und Kitas, in der Erwachsenenbildung, in der Berufsbildung und für die Hochschulen für mehr und bessere Integration und Chancengleichheit. Und dafür brauchen wir jeden Euro“. Auf dem Platz der Kulturen kamen zahlreiche Menschen zusammen, um unter anderem für faire Arbeitsbedingungen einzutreten. Die Gewerkschaftsbewegung habe in über 100 Jahren schon viel für die Beschäftigten getan, so Dorothea Schäfer. Aber damit seien sie noch lange nicht am Ende! Doch auch gesellschaftspolitisch habe der 1. Mai eine große Bedeutung: Soziale Gerechtigkeit, Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, Respekt und Solidarität sind Themen, für die Gewerkschafter*innen stehen und für die sie sich auch weiterhin einsetzen – Tag für Tag.

Detmold: Soziale Schieflage bleibt die Achillesferse des Bildungssystems

„Unsere Forderungen stehen unter dem Motto Respekt und Solidarität“, sagte Maike Finnern, stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW, in Detmold. „Die Einkommensschwachen und sozial Benachteiligten brauchen eine klare Perspektive auf sichere und gute Arbeit.“ Die Kolleg*innen der GEW NRW vor Ort beteiligten sich an der Aktion „Unser Rezept für gute Inklusion“. Sie traten außerdem für eine faire Bezahlung aller Lehrer*innen an 365 Tagen im Jahr ein: „Kleine Kinder – kleines Geld, große Kinder – großes Geld“ ist kein zeitgemäßes Konzept und dürfe nicht mehr gelten.

 Maike Finnern betonte bei der Kundgebung: „Die soziale Schieflage bleibt die Achillesferse unseres Bildungssystems. Bei allen daraus resultierenden bildungspolitischen Forderungen – wie beispielsweise der flächendeckende Ausbau und die qualitative Weiterentwicklung des Ganztags, die Einführung eines schulscharfen Sozialindex sowie ein gebührenfreies Bildungssystem von der Kita bis zur Hochschule oder zum Meisterbrief – dürfen die Arbeitsbedingungen unserer Kolleg*innen in den Bildungseinrichtungen nicht aus dem Blick geraten. Sie sind wesentlich für das Gelingen guter Bildung!“


Sherin Krüger, Redakteurin im NDS Verlag

Düsseldorf: Keine Chance für Rechtspopulist*innen

Der Düsseldorfer Stadtverband zeigte auch am 1. Mai 2017 Flagge gegen die AfD, gemeinsam mit dem Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ). Immer dabei: der Wolf im Schafspelz. Im Auftrag des DGB und des Bündnisses DSSQ entwarf der Künstler Jacques Tilly, bekannt durch seine hochpolitischen Motivwagen im Düsseldorfer Karneval, eine Figur, die schon bei der Hauptwahlkundgebung der AfD am 28. April 2017 zum Einsatz kam. Der getarnte Wolf und die Plakate unterstreichen: Rechtspopulistische Parteien sind keine Alternative für Deutschland!

Sylvia Burkert, Mitglied im Leitungsteam des Stadtverbandes der GEW Düsseldorf